Zum Hauptinhalt springen

Von der Netzwerkelite zur Regierungsform

04. April 2025 // geschrieben von Manfred

Nach dem überraschenden Wahlsieg Donald Trumps im Jahr 2024 hat sich eine neue Elite mit erstaunlicher Geschwindigkeit an die Spitze der politischen Macht gearbeitet. Diese sogenannte „Gegenelite“ rekrutiert sich maßgeblich aus einem engen Zirkel von Tech-Milliardären – insbesondere jenen, die als „PayPal-Mafia“ bekannt wurden. Namen wie Peter Thiel, Elon Musk und JD Vance dominieren zunehmend nicht nur die Innovationslandschaft, sondern auch die politische Agenda der Vereinigten Staaten – mit globalen Folgen.

Eine Zusammenfassung eines interessanten Gespräches zwischen der Journalistin Whitney Webb und Ian Davis.

Gegenelite oder neue Oligarchie?

Die zentrale These: Die sogenannte Gegenelite ist keine echte Alternative zu den bisherigen Machtstrukturen. Vielmehr handelt es sich um eine neue Ausprägung derselben oligarchischen Idee – mit neuen Gesichtern, aber alten Mechanismen. Wie Ian Davis es ausdrückt: „Sie sind keine Gegenelite – sie sind Oligarchen im klassischen Sinne: Menschen, die immensen Reichtum in politische Macht und Autorität umwandeln.“

Zwar geben sich Thiel, Musk & Co. „anti-woke“ und kulturkritisch, doch inhaltlich ist ihr Programm kaum zu unterscheiden von dem, was sie selbst als „globalistische Übergriffigkeit“ der alten Elite kritisieren.

Technokratie: Der Maschinenstaat der Zukunft

Ein zentrales Konzept der neuen Machtstruktur ist die Technokratie – eine Regierungsform, in der Entscheidungen nicht mehr demokratisch, sondern durch „Experten“ und Algorithmen getroffen werden. Diese Idee stammt ursprünglich aus den 1930er Jahren und wurde u.a. von Howard Scott entwickelt. Ihre heutige Relevanz ergibt sich aus technologischen Fortschritten: KI, digitale IDs, Blockchain-basierte Währungssysteme und umfassende Überwachungstechnologien machen ihre Umsetzung erstmals realistisch.

Elon Musk sprach mehrfach offen über seine Vision einer „Martian Technocracy“ – und was einst als Science-Fiction wirkte, wird zunehmend in reale Politik überführt: durch das Doge-Programm, automatisierte Beamtenbewertungen, KI-gestützte Entscheidungsprozesse und – besonders beunruhigend – präventive Strafverfolgung auf Basis von Algorithmen.

Netzwerkstaaten, "Freedom Cities" und der technokratische Flickenteppich

Ein weiterer Baustein ist das Konzept des Netzwerkstaates, inspiriert vom umstrittenen Tech-Investor Balaji Srinivasan. Die Idee: Private, souveräne Mikrostaaten („Freedom Cities“) mit eigener Währung, eigener Verwaltung und ohne klassische Regulierung. Diese „Zonen der Freiheit“ sind faktisch Konzerndiktaturen im Gewand der Dezentralität.

Die Realität: Diese Zonen würden in ein globales Überwachungssystem eingebettet, bei dem alle gesammelten Daten zentral kontrolliert werden – sei es durch Konzerne wie Palantir, durch die digitale Finanzarchitektur von BlackRock oder durch KI-gestützte Systeme wie Grok von Musk’s xAI.

Die Philosophen der neuen Ordnung: Curtis Yarvin & Nick Land

Curtis Yarvin („Mencius Moldbug“) und Nick Land gelten als Vordenker dieser Entwicklung. Ihre Denkschulen – „Dark Enlightenment“ und „Neoreaktionäre Theorie“ – propagieren eine technokratische Ordnung, in der demokratische Strukturen durch effizienzgetriebene Konzerne ersetzt werden. Yarvin forderte etwa die „Abschaffung aller Regierungsangestellten“, sieht Menschen als „programmierbare Tiere“ und plädiert für eine "humane Alternative zu Genozid" – das Leben im virtuellen Kokon statt physischer Vernichtung.

Nick Land geht noch weiter: In seinem Essay zur „dunklen Aufklärung“ beschreibt er die Notwendigkeit, sich mit Technologie zu „verschmelzen“, um nach der technologischen Singularität überleben zu können. Die menschliche Souveränität soll durch KI-gesteuerte Effizienz ersetzt werden – mit einer neuen Klasse von „Souveränitätsverwaltern“, die die Menschheit verwalten wie eine Datenbank.

Palantir, Überwachung und Vorverurteilung

Besonders beunruhigend ist die Rolle von Palantir – ein Unternehmen, das mit Militär, Geheimdiensten und Gesundheitsbehörden zusammenarbeitet. Ursprünglich eine Ausgründung des CIA-nahen Programms „Total Information Awareness“, ist Palantir heute tief in Predictive Policing, militärische Zielerfassung und Gesundheitsdatenanalyse verstrickt. Und: Palantir wird auch in Gaza eingesetzt, um algorithmische Killlisten zu erstellen – ein Testlauf für künftige Anwendungen im Inland?

Mit dem Zugang zu digitalen Gesundheits- und Sozialdaten, KI-gestützter Vorhersage von „neuropsychiatrischer Gewalt“ und präventiven Hausarresten wird ein Kontrollinstrumentarium geschaffen, das keine demokratische Kontrolle mehr kennt.

Fazit: Der Systemwechsel im Tarnmantel

Was als Kampf gegen den „woken Globalismus“ verkauft wird, ist in Wahrheit der Übergang von einer Form der Oligarchie in eine andere – diesmal digital, technokratisch, automatisiert. Die Methoden sind neu, die Machtverhältnisse nicht. Die vermeintlich libertäre Gegenelite fordert nichts weniger als die Umwandlung der Demokratie in ein effizienzgetriebenes Konzernregime – getarnt als Fortschritt, Freiheit oder „technologischer Optimismus“.

Die Ironie: Wer sich gegen die „Great Reset“-Politik der Schwab’schen WEF-Weltordnung gestellt hat, wird nun über Stablecoins, „Freedom Cities“ und KI-gesteuerte Verwaltung in genau dieselbe technokratische Dystopie gelockt. Nur mit einem neuen Anstrich.

Quelle

 

Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, Ihnen Content (wie z.B. Youtube Videos) anzubieten. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. In den unten verlinken Datenschutzhinweisen erklären wir ausführlich unsere Cookie-Policy. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung von Cookies womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Sie können Ihre Entscheidung über einen Link im unteren Teil der Webseite jederzeit widerrufen oder neu erteilen.