Unsere "2 Cents" zu den Zollankündigungen der US-Administration

US-Präsident Donald Trump und seine Administration haben mit ihrer Ankündigung von Zöllen Politik und Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Binnen weniger Tage wurde Aktienkapital von mehr als 6 Billionen US-Dollar vernichtet. Der Welthandel hat einen einzigartigen Schockmoment erlitten, dessen Ausmaße noch nicht Ansätzen abzuschätzen sind. In diesem Blogbeitrag möchten wir eine erste ökonomische Einschätzung geben und der Politik ein paar Denkanstöße präsentieren.
Globaler Welthandel statt vorindustrielles Zeitalter
Donald Trump verkennt offenbar, dass wir nicht mehr im beginnenden Industrie-Zeitalter leben, wo die meisten Firmen lokal produziert und verkauft haben. Im 19. Jahrhundert konnte man mit Zöllen die heimische Wirtschaft vor unliebsamer Konkurrenz schützen. Doch schon damals waren die Leidtragenden die lokalen Verbraucher, die deshalb zu hohe Preise gezahlt haben. Denn günstige Importgüter kamen entweder erst gar nicht auf den Markt oder waren künstlich verteuert. Gleichzeitig erhielten die heimischen Unternehmen durch die Zölle Preiserhöhungsspielräume. Nur vereinzelt - und wie die Arbeitskämpfe des späten 19. Jahrhunderts zeigten mühsam - gelang es den Arbeitnehmern, einen Teil dieser Unternehmergewinne in Lohnerhöhungen umzuwandeln.
Aber auch die so geschützten Unternehmen wurden geschädigt. Denn fehlender Wettbewerbsdruck führt zu langsamerer Innovation und schlechterer Produktivität. Langfristig sind Märkte durch Zölle nicht zu schützen, ohne auch irgendwann technologisch abzurutschen. Am Ende erweisen sich protektionistisch geschützte Industrien als weniger robust. Diese Industrien veralten oder werden früher oder später doch von einer Konkurrenz verdrängt, die durch die Handelsbarrieren zu Innovation und Produktivitätsverbesserungen angespornt wurde.
Das moderne Zeitalter
Wir befinden uns jedoch im Jahr 2025. Die Weltwirtschaft ist tiefgreifend vernetzt. Unternehmen sind heute in vielen Fällen supranationale Gebilde mit international voneinander abhängigen Wertschöpfungsketten. Das gilt auch und vor allem für US-Unternehmen.
So verwundert es nicht, dass ausgerechnet die Wall Street die größten Verluste auf die US-Zollankündigungen erleidet. Denn es sind vielfach US-Unternehmen, die erheblich unter den Zöllen (und die Gegenmaßnahmen, die folgen werden!) leiden.
Rezession mit Ansage
Hinzu kommt, dass die Zollpolitik realwirtschaftlich in doppelter Hinsicht zur kurzfristigen Belastung wird. Zum einen steht die US-Wirtschaft faktisch nun in einer Rezession. Viele Unternehmen, die Umsatz- und Ertragseinbußen haben werden, werden Mitarbeiter entlassen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen.
Gleichzeitig müssen die Preise in den USA steigen, denn die Importgüter werden teurer - oder kommen erst gar nicht mehr, weil es sich für die Lieferanten nicht mehr rechnet. Letzteres führt über Knappheiten ebenfalls zu steigenden Preisen. Zu beachten ist auch, dass es sich nicht nur um Zölle auf importierte Fertigprodukte handelt, sondern auch auf Teile, die in den USA weiterverarbeitet werden. Die Effekte der Zollerhöhungen werden sich also vielfach bemerkbar machen.
Die beschriebenen Effekte werden auch von Zöllen zunächst nicht betroffene Wirtschaftsbereiche negativ beeinflussen. Ein wichtiger ökonomischer Bereich, über den bislang noch nicht geredet wird, ist der Kreditbreich. Die massive Verschuldung von weiten Teilen der "privatwirtschaftlichen USA", also von Konsumenten und Unternehmen könnte im Falle einer Rezession die Frage nach der Solvenz einiger US-Schuldner aufwerfen.
Ob diese kurzfristig sehr negativen Effekte langfristig durch ein Re-Industrialisierungseffekt, wie es Trump in Aussicht stellt, ausgeglichen werden, ist dabei keineswegs sicher.
Trump dürfte diese Effekte und den langfristigen Erfolg seiner Strategie durch Steuersenkungen kompensieren wollen. Steuersenkungen in einer sich abschwächenden Wirtschaft bei einem ohnehin kaum noch zu haltenden US-Haushalt, der schon jetzt mit Billionen USD jährlich in den roten Zahlen ist und dessen Zinslast bereits mehr als 1.000 Milliarden USD jährlich beträgt?!
Wie soll dieses Spiel nur aufgehen, ohne die eigene Währung in den Orkus zu senden? Und was würde dies für die USA und die Welt bedeuten, wenn der USD massiv weiter abwertet?
Auch Europa verliert
Aber auch bei uns, Unternehmen und Konsumenten, werden die Schäden enorm sein. Gegenmaßnahmen helfen beiden Gruppen dabei wenig. denn die Zolleinnahmen fließen in den Bürokratie- und Staatsapparat, der diese dann in bekannt ineffizienter und willkürlicher Manier "einsetzt".
Auch wir werden deshalb höhere Preise oder Knappheiten erdulden, vor allem wenn Gegenzölle erhoben werden.
Die Unternehmen werden ihre Last haben, ausfallendes US-Geschäft auf anderen Märkten auszugleichen. Dies wird im Rest der Welt den Preis- und Margenwettbewerb anheizen, vor allem dann, wenn der Rest der Welt sich nicht auf Trumps Spiel einlässt. Es entsteht also mindestens selektiv auch ein deflationärer Druck.
So oder so, die "ökonomische Volatilität" wird enorm angeheizt und "Politikfehler" könnten auch weiterhin die Nachrichtenlage dominieren. Die Lehre aus den 30er Jahren, als man mit dem Smoot-Hawley-Zollgesetz schon einmal versuchte, eine depressive Wirtschaftslage mit Zöllen zu wenden, sollte als abschreckendes Beispiel eigentlich genug sein, um zu erkennen, dass dieser Wirtschaftskrieg, der von Trump angezettelt wurde, nur Verlierer produziert.
Ein Wunsch an unsere Politiker
Wenn wir eine Empfehlung an die Politik nun geben könnten, dann würde dieser sein, sich nicht auf ein "thit-for-that", also ein "wie du mir, so ich dir", einzulassen. Sondern im Gegenteil die politische Energie darauf zu richten, worauf sie ohnehin zu richten wäre, nämlich die Bedingungen für die Wirtschaft in Europa maximal zu verbessern. Durch Bürokratieabbau, durch Steuer- und Investitionserleichterungen, durch eine maximale Nutzung vorhandener Ressourcen (auch abgeschalteter Atomkraftwerke), durch Technologieoffenheit, durch beste Bildung für den Nachwuchs und eine Gründerkultur. Damit der Binnenmarkt schneller wachsen kann, als der Außenhandel abstirbt.
Aber ob wir das bekommen werden? Mit dieser EU? Mit diesen Ökosozialisten an allen möglichen Schalthebeln der Macht?
Was Trump getan hat, war eine wirtschaftspolitische Atombombe zu zünden, die größtenteils über den USA explodiert ist, deren Fallout aber den ganzen Globus in einen "atomaren Winter" führen kann. Gegen diese Kälte braucht es einen "Klimawandel".
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Auch sehenswert die spieltheoretischen Überlegungen von Prof. Rieck: